Hans-Georg von Beerfelde (1877-1960) und die Revolution der Wahrheit
Unter Mitwirkung und mit einem Geleitwort von Helmut Donat
(= Schriftenreihe Geschichte & Frieden, Bd. 44)
Hans-Georg von Beerfelde, 1914 Kriegsfreiwilliger und 1916 als Hauptmann im Generalstab aktiv, wandelt sich vom Alldeutschen zum Unabhängigen Sozialdemokraten und Pazifisten Als erster Deutscher weist er im Juli 1918 nach, dass sich die Regierung am 4. August 1914 mit einer gefälschten Dokumentensammlung die Zustimmung des Reichstages zu den Kriegskrediten erlogen hat. Er sucht die deutsche Öffentlichkeit von der „Wahrheit über die kaiserliche Kriegspolitik“ zu überzeugen - und landet in einer „Irrenbeobachtungsanstalt“. Als 2. Vorsitzender des Vollzugsrats der Berliner Arbeiter- und Soldatenräte fordert er im November 1918 die Aufklärung des Volkes über die verbrecherische Politik der deutschen Militärs sowie die Entmachtung der bisherigen Herrschaftseliten. Zugleich plädiert er für eine Abkehr vom „Schwertglauben“ und Denken in Freund-Feind-Kategorien als der Grundlage eines radikalreformierten und friedfertigen Deutschlands. Doch die in der Regierung der Volksbeauftragten tonangebende SPD ist an Beerfeldes „Revolution der Wahrheit“ nicht interessiert. Die Weimarer Republik setzt den Aufklärer mit Haftbefehlen und Landesverratsprozessen unter Druck. Der NS-Staat, den Beerfelde zu einer Vergangenheitsbewältigung auf der Basis einer Anerkennung deutscher Kriegsschuld aufruft, lässt ihn von der Gestapo auf Schritt und Tritt verfolgen und zusammenschlagen. Die Bundesrepublik ignoriert ihn schlicht und einfach - und tut es bis heute, obwohl oder gerade weil er sich für ein freiheitliches und friedliches Deutschland vor 1933 eingesetzt hat. Mehr als Zeit, sich an Beerfelde zu erinnern.
492 Seiten, 4 Abbildungen, Hardcover