Mit einem Geleitwort von Hans Koschnick und Beiträgen von LesÅ‚aw M. Bartelski und Maria Rutkiewicz.
Die frühe Kindheit Wanda Przybylskis, Tochter eines polnischen Lehrerehepaars, war glücklich und sorglos - bis zum Überfall und der Besetzung Polens durch deutsche Truppen. Der Vater wird verhaftet und eingesperrt. Im Frühjahr 1940 entlassen, geht er mit seiner Frau nach Warschau, um mit ihr an einer vom polnischen Untergrund ins Leben gerufenen Schule zu arbeiten.
Wanda bleibt wegen der schwierigen Wohnverhältnisse zunächst in Anin, bis sie im Januar 1943 endlich zu den Eltern nach Warschau kommen kann. Der Ausbruch des Warschauer Aufstandes im August 1944 löst in ihr starke Gefühle aus. Die Familie flüchtet vor den Deutschen. Ein Granatsplitter trifft die inzwischen 14 Jahre alte Wanda tödlich. Unter den wenigen Sachen, die sie zurückläßt, befindet sich ein Tagebuch, das sie, mit Unterbrechungen von Juli 1942 bis zum letzten Tag ihres Lebens geführt hat.
„Mein Tagebuch, das bin doch ich. Das ist ein Teil meines Herzens“ - schreibt Wanda über ihr Buch. Anspruchslos, oft naiv und rührend kindlich, vertraut sie ihm Erlebnisse, Träume und Sehnsüchte an, notiert belanglose wie wichtige Dinge, berichtet von ihren kleinen Freuden und Sorgen und sucht nach einem Halt. Aber in die Welt mädchenhafter Gefühle und Erkenntnisse dringt immer wieder der Krieg mit seinen Schrecken und Problemen ein, deren Schwere die Kräfte der empfindsamen und gefühlvollen Wanda übersteigen; denn wie Tausende polnischer Kinder ist sie täglich mit den Verbrechen und dem Terror der Okkupation konfrontiert.
Das Tagebuch überliefert auch die Ereignisse im Sommer 1944, darunter den Warschauer Aufstand, und gibt so die Stimmung der Bevölkerung wieder. „Ich träume,“ schreibt Wanda am 24. August 1944, „im Schoße der Natur zu verweilen. Aber wir müssen bei dem schönen Wetter im Gemäuer und im Qualm sitzen und ständig den Donner hören und hungern, und sind uns dabei nicht einmal gewiß, ob unser Leben gerettet wird.“
Und am 14. Juli 1944 notiert sie: „Es sind grausige Zeiten. Keine Stunde, keinen Tag, keine Minute sind wir des Lebens sicher.“ Wenige Wochen später wird sie ermordet. Ihre Aufzeichnungen geben Einblick in das Denken und Fühlen eines Kindes, das selbst in einer von Not, Elend und Gewalt geprägten Welt die Menschlichkeit nicht aufgibt. Wanda - das ist die erschütternde Stimme eines jungen polnischen Mädchens gegen den Haß und den Krieg, für die Hoffnung, die Freiheit und die Aussöhnung der Völker. Sie erinnert uns daran, daß wir bei allen Unterschieden und Meinungsverschiedenheiten, die zwischen Deutschen und Polen bestehen mögen, niemals vergessen dürfen, daß wir Menschen und Nachbarn sind, denen der Frieden, die Freiheit und der Respekt vor dem Andersdenkenden über alles gehen sollte.
160 Seiten, 24 Abbildungen, Hardcover