Aufzeichnungen des ehemaligen Hofmarschalls Wilhelms II.
Neu herausgegeben, eingeleitet und mit Erläuterungen versehen von Gerd Fesser
Graf Robert von Zedlitz-Trützschler, seit 1898 persönlicher Adjutant des Prinzen Joachim Albrecht von Preußen und 1903-1910 Hofmarschall Wilhelms II., war nicht nur über das Leben am Kaiserhof, sondern auch über wichtige Vorgänge in Politik und Gesellschaft hervorragend informiert. Fast täglich sah er den Kaiser und kam darüber hinaus in Kontakt mit den Berühmtheiten seiner Zeit - Politikern, Militärs, Gelehrten, Unternehmern und Künstlern. Als Tagebuchschreiber erwies er sich zudem als unbestechlicher Beobachter und Chronist. Er hielt Fehlleistungen und Aussprüche Wilhelms II. fest, die ohne seine Zeugenschaft unbekannt geblieben wären. Seine Memoiren, erstmals 1923 erschienen und von dem Jenaer Historiker Gerd Fesser neu herausgegeben, gehören nach dem Urteil von John C.G. Röhl zu den „besten Quellen über die höfische Gesellschaft in der Wilhelminischen Epoche“.
„Dank der fundierten Biografie von John Röhl wissen wir heute sehr viel mehr über den letzten deutschen Regenten. Röhl selbst ist wohl von den Aufzeichnungen des Grafen Zedlitz zu seiner Arbeit angeregt worden, denn er zählt sie zu den ‚besten Quellen über die höfische Gesellschaft in der wilhelminischen Epoche‘. Deshalb ist es verdienstvoll, dass der Jenaer Historiker Gerd Fesser das nur noch sehr schwer greifbare Buch neu herausgegeben und mit einer klugen Einleitung versehen hat … Ein entlarvendes Porträt.“ (Stuttgarter Zeitung)
„Der scharfe und kritische Blick hinter die Kulissen des kaiserlichen Hofes ist deprimierend … Des Kaisers Sprunghaftigkeit und Unberechenbarkeit, seine Oberflächlichkeit und Scheu vor gründlicher Arbeit, sein oft an Lächerlichkeit grenzender autokratischer Cäsarenwahn, seine hektischen Reiseaktivitäten, seine krankhafte Eitelkeit, sein brüsker und oft tief verletzender Umgangston auch mit hochgestellten Persönlichkeiten, seine Beratungsresistenz, vor allem aber das undurchdringliche Gespinst von Byzantinismus, Speichelleckerei, geistiger Servilität und Liebedienerei, das den Kaiser wie ein Kokon umgab und gegen die Realität abschirmte, ließen den Hofmarschall immer mehr an der Lebens-, Funktions- und Reformfähigkeit des deutschen Regierungssystems verzweifeln und erfüllte ihn - wie viele andere Beobachter - mit bangen Ahnungen für die Zukunft Deutschlands … Dem Jenaer Historiker Fesser sei Dank dafür, sie nach Jahrzehnten wieder sorgfältig eingeleitet und kommentiert einer am Wilhelminismus interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu haben.“ (Das Parlament)
311 Seiten, 1 Abbildung, Hardcover