Der jüdische Friedhof im heutigen Bremer Ortsteil Hastedt ist Denkmal einer jahrhundertealten jüdischen Kultur und der besonderen Lokalgeschichte der jüdischen Minderheit in Bremen, Mahnmal der Zerstörung durch den Nationalsozialismus, Abbild des Wiederbeginns nach 1945 und eines durch die russisch-jüdische Einwanderung der 1990er Jahre neu erwachenden jüdischen Lebens in der Hansestadt. Vielfältig waren und sind seine Funktionen seit jeher: Grabstätte und Ort der Pflege jüdischer Traditionen, der Erinnerung und des Gedenkens an verstorbene oder ermordete Angehörige und Freunde, Schauplatz der Demonstration von jüdischer Assimilation, nationaler Treue und Zugehörigkeit sowie demokratischer bzw. antidemokratischer Bekenntnisse. Biographien zu bekannten und unbekannten jüdischen Bremern ergänzen den Versuch der Autorin, den Friedhof als historisches Dokument zu begreifen und neue Entdeckungen und Erkundungen zu ermöglichen.
„Dieses Buch stellt ein bislang wenig bekanntes Kapitel der Geschichte des Judentums in Bremen vor. Dabei verknüpft die Autorin Informationen über die lokale historische Entwicklung mit biografischen Daten und einer qualifizierten Beschreibung jüdischer Rituale um den Tod.“ (Weser-Kurier)
„Dies ist die erste Publikation aus Bremen, die sich speziell mit einer jüdischen Einrichtung beschäftig und deren Entwicklung von den Anfängen im 19. Jahrhundert über die Jahre gesellschaftlicher Assimilation bis zu den Jahren der Verfolgung und Vernichtung unter dem Nationalsozialismus und dem Neubeginn nach 1945 untersucht … Jeanette Jakubowski und der auch für das Lektorat verantwortlich zeichnende Verleger Helmut Donat legen hier ein Werk vor, das sich mit nahezu allen Aspekten des jüdischen Beerdigungs- und Friedhofwesens beschäftig, die sich aus historischer Entwicklung, jüdischen Traditionen und ihren abgewandelten Formen, aus politischer Einflussnahme, aus Antisemitismus, Verfolgung und Zerstörung und der Wiederbelebung und Stabilisierung jüdischen Gemeindelebens ergaben. Es ist in höchstem Maße verdienstvoll, über der Sisyphusarbeit der Quellenrecherche, des Aufspürens von Zusammenhängen, Bedingungen und Folgen langen Atem bewiesen, nicht locker gelassen zu haben, bis der letzte ausgewählte Grabstein entziffert, übersetzt oder interpretiert war. Die insgesamt fast 800 Anmerkungen belegen, auf welch breiter Basis die Darlegungen der Autorin fußen, welchen Wert sie darauf legte, ihre Untersuchung abzusichern, Licht in so manches noch dunkel gebliebene Kapitel dieser jüdisch-bremischen Einrichtung zu bringen. Das zählt umso mehr, als die Quellenlage wie die Rezensentin aus eigener Erfahrung weiß - nicht gut ist …Der Leser kann sich erfreuen an den treffend erfassten Facetten politischen Lebens im Bremen des ausgehenden 19. Jahrhunderts … Der Fleiß der Autorin machte nicht halt bei der Friedhofgeschichte, sie fügte eine kleine Vollständigkeit beanspruchende Sammlung von Biographien in einer begründeten Auswahl hinzu. Zusammen mit den im Bildteil dargestellten Grabsteinen und ihren Inschriften erlaub dies einen Einblick in die Labenswelt jüdischer Bürger Bremens und lässt angesichts von Diffamierung und Verfolgung die besondere Rolle des jüdischen Friedhofs verstehen.“ (Bremisches Jahrbuch)
176 Seiten, 65 Abbildungen