Über Harry Stürmer ist bislang wenig bekannt. Er war mit einer Tschechin verheiratet. Aus der Ehe ging ein Kind hervor. 1904-1906 nahm er als Freiwilliger an dem Kolonialkrieg in Deutsch-Südwestafrika teil und hielt sich danach oft in englischen, französischen und deutschen Kolonien Afrikas auf. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er 1914 in den Masuren. Eine schwere Erkrankung führte zur Entlassung aus dem Militär. Seit Frühjahr 1915 arbeitete er als Korrespondent der „Kölnischen Zeitung“ in Konstantinopel. Hier geriet er angesichts des Völkermords an den Armeniern in Konflikt mit der deutschen Diplomatie und den türkischen Behörden. Seine Kritik an der deutsch-türkischen Waffenbrüderschaft führte dazu, dass man ihn mundtot machte. Ende 1916 gelang es Stürmer, in die Schweiz zu entkommen, wo er sich in Montreux ansiedelte. Der deutschen Gesandtschaft in Bern, die im Interesse des Hohenzollernreiches in die Schweiz emigrierte Deutsche ausspionierte, galt er als „Renegat“. Sie verweigerte ihm sowohl die Einreise nach Deutschland als auch die Auszahlung einer Militärrente. Stürmers Versuch, nach dem 9. November 1918 für ein „neues“ Deutschland tätig zu sein, scheiterte an dem Widerstand des Auswärtigen Amtes. Es bezeichnete seine „frühere publizistische Tätigkeit“ in der Türkei als „hinderlich“.
Bücher des Autors:
Zwei Kriegsjahre in Konstantinopel 1915-1916